Die letzte Ölung der Meere

Seevogel komplett mit Öl verklebt

Chronische Ölverschmutzungen vergiften die Meere

Die Weltmeere umspannen die größte Fläche der Erde. Erst allmählich wird uns die Bedeutung dieses Lebensraumes für das gesamte Leben auf der Erde bewusst. Die schleichende Gefahr der Ölverschmutzungen ist weiterhin akut, aber unsere Aufmerksamkeit hat sie lange nicht mehr.

Die Informationen und Bilder, die uns in den Medien nach einer Ölkatastrophe zugespielt werden, lassen keinen Zweifel an der todbringenden Wirkung großflächiger Ölverschmutzungen: massenhaftes Seevögel- und Fischsterben sind augenscheinliche Folgen. Diejenigen Seevögel, die den sofortigen toxischen Wirkungen einer Ölverschmutzung entkommen sind, erfrieren, ertrinken oder verhungern, weil ihr Magen verklebt die spe­zielle wärmeisolierende und wasserabweisende Gefiederstruktur zerstört wird. Meist dient die Pflege verölter Vögel auch mehr der Beruhigung des menschlichen Gewissens als der tatsächlichen Rettung der betroffenen Tiere.

Öl – Wundertüte aus 1001 Substanz

Die Worte »Erdöl« oder »Rohöl« eigneten sich als Musterobjekt semantischer Abhandlungen und haben im Laufe der ersten 100 Jahre unterschiedliche Assoziatio­nen hervorgerufen. Erst Segen, dann Fluch. Was für ein Ding bezeichnet dieses Wort wirklich?

Nach Jahrmillionen der geologischen und biologischen Veränderungen entstand ein Substanzgemisch mit mehr als 17.000 verschiedenen organischen und anorganischen Verbindungen – das Öl.

Deren Hauptkomponente sind die Kohlenwasserstoffe (KW). Unter ihnen sind die gesättigten, nichtzyklischen Kohlenwasserstoffe (Paraffine, Alkane, aliphatische Kohlenwasserstoffe) am häufigsten vertreten. Daneben existieren gesättigte zykli­sche Kohlenwasserstoffe (Cykloalkane), aromatische Kohlenwasserstoffe sowie Kohlenwasserstoffderivate, die Stickstoff, Schwefel und Sauerstoff enthalten.

Mehrere Spurenmetalle begleiten die organischen Verbindungen. Hierbei treten insbesondere Vanadium und Nickel hervor, die oft mehrere tausend Milligramm pro Liter Erdöl ausmachen. Diese Spurenmetalle im sind meist noch giftiger als die Kohlenwasserstoffe. Je nach Herkunft kann die Zusammensetzung des Erdöls stark schwanken. Sie ist abhängig vom Ausgangsmaterial der Erdölentstehung, von den Bedingungen der Verrottung und von der Art geologischer Einflußnahme auf das organische Material. Zur Identifizierung einer bestimmten Erdölsorte bzw. zur Aufdeckung einer Ver­schmutzungsquelle bedient man sich bestimmter Verbindungen (Marker), meistens der Cycloalkane, oder dem Isotopenverhältnis von 13C zu 12C. Die Produkte der industriellen Verarbeitung von Rohöl durch die Aufarbeitung in Raffinerien (Gasolin, Leichtbenzin, Schwerbenzin, Petroleum, Schmieröl, Diesel) enthalten die gleichen Kohlenwasserstoffklassen, die das Rohöl selbst enthält. Die Palette wird durch die Olefine (ungesättigte Kohlenwasserstoffe), die bei der thermi­schen oder katalytischen Spaltung (»Cracking«) entstehen, ergänzt.

Lotterie mit ökologischer Schadensgarantie

Öl ist nicht gleich Öl, und mit jeder der vielzähligen molekularen Strukturen im Erdöl ist eine bestimmte physikalische und chemische Eigenschaft verbunden, die das Verhalten im Meer bestimmt und eine potenzielle biologische Systeme beeinflusstt. Die Möglichkeiten und die Wahrscheinlichkeit einer Verände­rung von Ökosystemen durch diese Melange an gefährlichen Stoffen sind enorm groß. Kauft man sich mehrere tausend Lose der Umweltschaden-Lotterie ist ein „Gewinn“ so gut wie sicher- und das enthält kaum Nieten.

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