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Der Ausflug in den Küstenwald

Es war noch ein Tag Zeit, um die lange Rückreise aus dem „hintersten“ Küstenwinkel von Côte d’Ivoire nach Hause anzutreten. Anstatt am Strand abzuhängen – was ja durchaus seinen Reiz gehabt hätte – entschieden wir uns für einen Ausflug in den primären Küstenwald an der Mündung des Dodo.

Es gibt – der unersättlichen Ausbeutung Afrikas geschuldet – nur noch vereinzelte Flecken dieses Regenwaldes. Der Taï-Nationalpark, etwas nördlich von unserem Expeditionsgebiet gelegen, stellt den mit 330.000 Hektar größten zusammenhängenden Rest dieses ehemals kontinentumgreifenden Lebensraums dar. Dort gibt es die einzigartigen Zwergflusspferde, 750 Waldelefanten und eine noch intakte Schimpansenpopulation mit mehreren „Clans“. Jeder dieser Gruppen nimmt mehrere hundert Hektar als Entfaltungsraum für sich in Anspruch.

Der Artenzusammensetzung im Küstenwald, den wir besuchen, unterscheidet sich etwas von derjenigen im weiter im Inland liegenden Taï-Nationalpark; die Arten sind an das Salz in der Luft, der über Aerosole transportiert wird, und an stärkeren Wind adaptiert.

Da wir von dort gleich unsere erste Rückreiseetappe nach Grand Bereby antreten wollten, schien uns angesichts unseres schweren Gepäcks die An- und Weiterfahrt mit einer großen Fanti-Piroge als ideale Lösung. Und so organisierte uns Gus von dem Lehmhütten-Ressort „Le Kara Krou“ eine Fanti-Piroge samt Crew.

Die Beladung der Piroge mit unserem Gepäck gestaltete sich feucht, doch mit Hilfe der erfahrenen Crew kam es in der beachtlichen Brandung zu keinem Unfall. Die Wert- und Elektroniksachen verstauten wir vorsorglich in einem wasserdichten Packsack.

Beladung der Piroge mit unserem Gepäck

Unser Küstentransporter vor Anker

Unser Zeitplan war eng und wir hatten nur fünf Stunden Zeit für unsere „Dschungelbuch“-Erfahrung. Also ging es nach unserer Ankunft an der Mündung des Dodo und leichter Anpassungen der Kleidung gleich los.

Ein Ecoguard und die Schildkrötenbrigade von Ta Baulé ging, mit Machete bewaffnet, vorneweg. Ein Pfad war zunächst nur schwer, später garnicht zu erkennen und nach bereits 20 Minuten versanken wir bis zu den Knien im Modder und Schwarzwasser, das in unseren Schuhen schwabbelte, gluckste und quietschte. Die Konzentration auf den Weg, um eine Bauchlandung im Sumpf zu vermeiden, führte dazu, dass ich nicht viel von der Umgebung mitbekam. Aber weit blicken konnten wir aufgrund der dichten Vegetation sowieso nicht. Dazu kam die extreme Luftfeuchtigkeit, die das Atmen zu einem aufwändig und bewusst durchgeführten Akt machte, was unter normalen Umständen ganz von selbst funktioniert. Meine nicht vorhandenen Sportstunden der letzten Jahre machten sich wieder bemerkbar. Inez hingegen fühlte sich sichtlich und hörbar wohl und hatte noch genügend Energie und Aufmerksamkeit, um einige Spinnen und Pflanzen zu würdigen.

Inez Linke auf Entdeckungstour durch den Küstenwald

Inez balanciert auf einem Baumstamm über den Sumpf.

Wir kamen an einige Baumriesen mit ihren Brettwurzeln vorbei – ein erhabener Anblick, wobei wir aber den Eindruck hatten, dass unsere Anführer uns nicht in den eigentlichen „forêt sacré“, also in den ursprünglicheren Wald, lotsten.

Levent Piker an den Brettwurzeln eines Baumriesen

Inez Linke, Peter Krost, Olaf Grell und Wolf Wichmann (vlnr) bei einer Pause im Küstenwald

Unser Ziel war es, den Wald in Nord-Süd-Richtung etwa 3 km zu durchschreiten, um eine Lichtung mit einer kleinen Krouman-Siedlung zu erreichen. Nach anderthalb Stunden machten wir dort eine Pause, um den Rückweg anzutreten.

Pause im Unterstand einer Manioksiedlung von Mani Bereby

Chininhaltige Pflanzenwurzel in Wasser, die die Maniokbauern gegen Malaria nehmen. Bekämpft zwar die Symptome, taugt aber nicht zur Genesung.

Nach dem zügigen Marsch zurück – wir hatten inzwischen mächtigen Hunger – ruhten wir uns an der Dodo-Mündung aus und wuschen uns und unsere Klamotten im Fluss.

Mündungsbereich des Dodo

Währenddessen zauberte der Bootskoch ein unglaublich leckeres Menü mit der besten und größten Dorade, die ich jemals aß.

Die Fahrt mit der Piroge, auf der den Fischern das Fangglück hold war, war ein krönende Abschluss unseres Dschungelbesuchs.

Diesen Gelbflossenthun holten die Fischer auf der Rückfahrt mit der Angel an Bord

Ankunft in Grand Bereby

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