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Unbekannte Unterwasserwelt

An Land machen die Naturschutzbemühungen in unserem Reisegebiet zwischen Pitiké und Grand Bereby Fortschritte. Besonders nach dem Zusammenschluss von neun Krouman-Familien mit ausgedehnten Landbesitzungen und der von Ihnen beantragte Réserve Naturelle Volontaire ist auf Basis eines Gesetzes von 2002 ein Prozess in Gang gekommen, der die Voraussetzungen für ein freiwilliges Schutzgebiet erfüllen soll;

2019 soll das Schutzgebiet offiziell ausgewiesen werden. Unterstützt wird dieser Prozess durch den ivorischen Verein CEM, dem die große US-amerikanische Stiftung „Rainforest Trust“ und Oceanwell finanziell unter die Arme greift.
Während an Land die Gründe für ein Schutzgebiet zumindest punktuell – in Form von gefährdeten Flusskrokodilen beispielsweise – benannt werden kann, ist die Unterwasserwelt vor der ivorischen Küste komplett ein Buch mit sieben Siegeln.

Um dies zu ändern und einen Anfang bei der Erkundung des marinen Ökosystems zu machen, sind wir nach Ta Baulé mit seinen vorgelagerten Unterwasserfelsen gereist. Ta Baulé liegt 20 km östlich von Pitiké. Die Mündung des größten Flusses in der Region, des Dodo, liegt mit angrenzendem „forêt sacré“, einem für die Krou heiligen Wald, etwa 5 km westlich von Ta Baulé.

Ta Baulé – Strand mit Felsen, die sich im Wasser fortsetzen

Auch hier haben wir für unsere erste Reise nur einfache Ausrüstung gewählt: Flosse, Schnorchel, Brille, Unterwasserkamera. Es gibt in dieser Region keine Scuba-Tauchbasen. Und eine Expedition mit Flaschen, Atemreglern, etc kostet enorme Ressourcen an Geld und Manpower.

Wie gut, dass wir mit Wolf einen anspruchsvollen und erfahrenen Unterwasserfotografen im Team haben, der selbst unter den schwierigen Bedingungen das Beste aus der Kamera heraus holt.

Wolf bei ruhiger See in einem Rockpool

Obwohl auch Wolf sich aus praktikablen Gründen auf das wesentliche Equipment beschränkt hat, besteht sein Reisegepäck aus zwei großen Gepäckstücken mehr als bei uns anderen. Ich begnüge mich mit Schnorchelausrüstung und einer kleinen Sony RX 100 samt Unterwassergehäuse – eine ideale Ergänzung zu Wolfs großer Kamera wie sich zeigt, denn mit der kleinen kommen wir teilweise auch in die Felsspalten.

Von seinem Hotel in Grand Bereby aus veranstaltet ein Franzose Angeltouren und Tagesausflüge an die Mündung des Dodo, weil es hier besonders große Exemplare von beispielsweise Merlin und Gelbflossenthun zu fangen gibt.

Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden, allerdings erfahren wir, dass von den teuren Touren nichts bei den Einheimischen hängen bleibt und der Transport von den angelnden Touristen mit Jeeps am Strand erfolgt. Das Risiko, dass dabei Schildkrötengelege in Mitleidenschaft gezogen werden, ist existent und vermutlich nicht klein. Hier sind alternative Transportmittel, z.B. eine Piroge, vorzuziehen.

Eine sozial und ökologisch ausgewogenere Form des Tourismus bietet ein im Ruhestand befindlicher Chemiker aus Italien an. Das ist ein eigener kleiner Artikel wert…doch zunächst zurück zur marinen Unterwasserwelt:

Wir fanden an den Felsen in der Gezeitenzone eine reichhaltige Lebensgemeinschaft von fest am Untergrund lebenden Algen und Tieren. Sie bilden in ihrer diversen Ausprägung gemeinsam mit dem Plankton und den kleinräumigen Strukturen eine ideale Kinderstube und Lebensraum für eine reichhaltige Fisch- und Krebsfauna – gleichermaßen die Voraussetzung für das Leben der Menschen an dieser Küste – ein guter Grund für ein Meeresschutzgebiet.

Einige Eindrücke von den Felsen:

Ensemble: Grundeln, Krustenalgen, Krustenanemonen

 

Verschiedene Grün-, Rot- und Braunalgen

Verschiedene krustenbildende Kalkrotalgen

Suchbild: Wieviel Fische sind auf diesem Bild zu sehen? Tipp: Es sind mehr als sechs

Der Kampf um diese Ressourcen und die Ausbeutung in Form illegaler Fischerei mit sehr großen ausländischen, insbesondere chinesischen, Trawlern ist bereits voll entbrannt. Bei einer Konfrontation zwischen Fischern in einer Piroge und einem großen chinesischen Fischfänger sind 2008 fünf Fanti ums Leben gekommen, berichtet Guivé, der Chef der Küstenwache in Grand Bereby. Der chinesische Trawler befand sich mutmaßlich innerhalb der für sie gesperrten 12 Seemeilen Zone. Immer wieder werden chinesische Schiffe innerhalb dieser Zone gesichtet.

Die ivorische Küstenwache hat keine Chance, Übertretungen der Fischereirechte zu dokumentieren und zu verfolgen, denn es fehlen die einfachsten Mittel um die Position und den Namen des Trawlers zu identifizieren, ganz zu schweigen von angemessenen und funktionstüchtigen Patrouillenbooten.

Nicht mehr einsatzbereit: das Boot der Küstenwache von Grand Bereby

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