Quallen – eine Plage? Nein – ein Segen!

Klimawandel und Überfischung führen zu mehr Quallen

Der globale Klimawandel und der Einfluss des Menschen auf die marinen Ökosysteme haben zur Folge, dass die Anzahl der Fische im Ozean abnimmt. Da Überfischung die Zahl der Quallenkonkurrenten verringert, nehmen ihre Blüten zu. Sie werden als lästig und sogar gefährlich angesehen.

Oceanwell zeigt seit 2011 mit seiner Pro-Age-Serie „OceanCollagen“, dass Kollagen aus Quallen hervorragende Eigenschaften zur Unterstützung einer lang anhaltenden Hautfeuchtigkeit hat. Auch die Eignung für das sogenannte „Tissue Engineering“, bei der Quallen-Kollagen für die Kultivierung körpereigener Knorpelzellen verwendet wird, konnten die Schwesterunternehmen hinter Oceanwell – CRM und oceanBASIS aus Kiel – nachweisen. Ein Wundgel auf Basis von Quallen-Kollagen ist ebenfalls entwickelt worden.

Nun nimmt CRM an dem EU-weiten Projekt „GoJelly“ teil, das von Jamileh Javidpour (Geomar) initiiert wurde. Dieses von der EU geförderte Projekt soll die guten Seiten der Quallen in den Vordergrund stellen. Und davon gibt es eine ganze Menge:

Quallen als Quelle für Mikroplastikfilter, Naturkosmetik, Dünger, Fischfutter

Während manche Menschen Quallen, diese schleimigen Kreaturen am Strand, sehr aufregend finden, sind einige Arten ziemlich giftig; einige tropische Arten gehören sogar zu den giftigsten Tieren der Erde. Schlimmer noch: steigende Wassertemperaturen, Ozeanversauerung und Überfischung scheinen die Quallenblüten zu begünstigen. Sie tauchen immer häufiger in riesigen Schwärmen auf, die bereits ganze Fischfarmen an den europäischen Küsten zerstört haben und Kühlsysteme von küstennahen Kraftwerken blockieren. Können wir eine Lösung für diese aufkommende Umweltbedrohung finden?

GoJelly bietet Lösungen für hausgemachte Probleme

GoJelly wird bahnbrechende Ergebnisse liefern, die helfen werden, zwei der als Bedrohung wahrgenommenen Erscheinungen im Meer (Mikroplastikverschmutzung und Quallenblüten) in Chancen zu verwandeln. Dabei entstehen neue, marktfähige Produkte und Dienstleistungen verschiedener Industrien, z. B. Futter-/Lebensmittel und Kosmetik. Dieser Innovationsschub kommt auch der lokalen Fischerei zugute.

Ziel des „GoJelly“-Projekts ist die Entwicklung eines Mikroplastikfilters aus Quallen.  Das Projektkonsortium behandelt damit zwei Umweltprobleme mit einem Ansatz, indem es die wirtschaftlich und ökologisch zerstörerische Meeres- und Küstenverschmutzung von Quallen und Mikroplastik angeht. Dieser innovative Ansatz führt letztlich zu weniger Kunststoff in den Ozeanen und fördert die Nachfrage nach Quallen (um z. B. den „Schleimbedarf“ für den Mikroplastik-Filter zu decken), was wiederum mehr Jobs für Fischer schafft. Neben dem Filter gibt es weitere Produkte aus den Quallen. Sie sollen sicherstellen, dass GoJelly grüne Innovationen liefert: neue, wertvolle Ressourcen für die Nahrungs- und Futtermittelindustrie sowie biologischen Dünger für den ökologischen Landbau.

Die Entwicklungen von „GoJelly“  werden in drei verschiedenen europäischen Meeren getestet und demonstriert (Norwegische See/Trondheimfjord, Ostsee und Mittelmeer). Partner des Projektes sind nicht nur wissenschaftliche Institutionen, sondern  eine Reihe von Interessengruppen, einschließlich kommerziellen Fischern und Industriepartnern.

GoJelly wird seine Ergebnisse weitgehend in verschiedenen Formaten wie traditionellen Social Media, Open Lab Ship Cruise und in Form eines experimentellen Online-Spiels kommunizieren.

Von der Vorhersage zur Funktion

Auch Ozeanografen sind begeistert von GoJelly, denn das Projekt wird wichtige Einblicke in die physikalischen, chemischen, ozeanographischen und hydrographischen Bedingungen gewähren. Es wird außerdem ein ökologisches Modell entwickeln, um den Ursprung der Quallenpopulationen zu verfolgen und ein Vorhersagewerkzeug für Quallen-Aggregationen und -Driften zu entwickeln. Wir werden dieses Wissen nutzen, um eine nachhaltige Ernte von Quallen aus verschiedenen nord- und südeuropäischen Populationen zu gewährleisten. Eine Datenbank wird etabliert, die die Überwachungsdaten für die ausgewählten Beispielregionen enthält.
Die Physiologie der wichtigsten Quallen-Spezies wird zum Rückgrat für ein Vorhersagemodell – ein gekoppeltes biogeochemisches und Ozeanzirkulationsmodell, das sowohl abiotische als auch biotische Bedingungen simuliert. Dieses Modell wird zuverlässige Vorhersagen von Quallen-Blüten ermöglichen. Der derzeitige Mangel an Wissen über die Verbindung zwischen der „Saat“-Population und den Blüten soll unter Verwendung modernster molekularer Daten behoben werden. Dies wird auch mit Hilfe der Kopplung mit GIS-Daten und state-of-the-art-Statistik sowie akustischen und optischen Ansätzen bewerkstelligt.
Dieses Modell wird eine räumlich-zeitliche Verteilung von Quallen-Blüten und die Ernte von Quallen erleichtern, die als Grundlage für marktfähige Produkte dienen wird. Diese Information wird durch interaktive Online-Karten und eine Smartphone / Tablet-App zur Verfügung gestellt werden.

3 Kommentare
    • Levent Piker
      Levent Piker sagte:

      Ja, gute Idee! Die wurde auch schon auf diversen Fachveranstaltungen diskutiert. Grundsätzlich spricht nichts dagegen, denn Quallen wären als Tierfutter – sieht man einmal vom hohen Wassergehalt ab – wegen des hohen Proteingehalts der Trockenbiomasse recht interessant. Aber es ist natürlich schon ein Riesenaufwand und nicht unbedingt nachhaltig, Tausende oder gar Millionen Tonnen Wasser in Quallen zu bewegen.
      Aber als menschliche Nahrung hat Qualle schon seit vielen Jahrhunderten in Asien auf dem Esstisch ihren Platz.

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