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Neues aus der Quallen-Werkstatt

Chrysaora Qualle

Zu allererst: Warum um alles in der Welt sollten wir Quallen in der Kosmetik verwenden? Eine gute Frage, die uns schon mehrfach gestellt wurde.
Quallen bestehen zu 98 % aus Wasser. Die restlichen zwei Prozent aus Proteinen, wovon wiederum die Hälfte Kollagen ist. Kollagen ist ein im Körper weit verbreitetes Strukturprotein, welches auch zu großen Anteilen in der Haut vorkommt. Im Alterungsprozess verliert unsere Haut Kollagen und wird faltig. Kollagen hat die erstaunliche Fähigkeit durch Wasserbindung unsere Falten zu polstern und zu glätten.

Doch warum sollte man dafür das mühsam gewonnene Kollagen aus Quallen verwenden? Quallen, deren Entwicklung vor 500 Millionen Jahren begann, besitzen sozusagen „urzeitliches“ Kollagen, welches in seinen zellulären Aufgaben noch wenig spezialisiert ist. Das bringt Vorteile mit sich, da es so verschiedene Funktionen in vielen Zellentypen erfüllen kann. Des Weiteren wird Kollagen in handelsüblicher Kosmetik aus Schlachtabfällen oder Rattenschwänzen gewonnen. Abgesehen davon, dass dies ein erhöhtes Gesundheitsrisiko darstellen kann, man denke nur an BSE oder andere terrestrische Pathogene, ist die Anwendung solcher Methoden für uns ethisch nicht vertretbar. So stellen Quallen eine natürliche, neuartige Rohstoffquelle dar, welche zum größten Teil noch unentdeckt ist.

Aktuelles aus der Quallen-Forschung

Das europäische Forschungsprojekt GoJelly sucht daher nach Wegen, Quallen zu nutzen. Dabei sind Projektpartner beteiligt, welche verschiedenste Anwendungsbereiche in der Landwirtschaft, in der Lebensmittelindustrie oder zur Filtration von Mikroplastik erproben.
Oceanwell zeigt seit 2011 mit seiner Pro-Age-Serie “OceanCollagen”, dass Kollagen aus Quallen hervorragende Eigenschaften zur Unterstützung der Haut hat. Auch die Eignung für das sogenannte “Tissue Engineering”, bei der Quallen-Kollagen für die Kultivierung körpereigener Knorpelzellen verwendet wird, konnten CRM und oceanBASIS aus Kiel schon nachweisen, sodass auch wir als Quallenprofis in diesem Projekt beteiligt sind.
Gegenwärtig testen wir verschiedenste Quallenarten auf ihren Kollagengehalt. Von oberster Priorität ist dabei die Regionalität und Verfügbarkeit dieser Ressource. Wir wollen unseren ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich halten, sodass wir immer wieder Aspekte der Überfischung und auch mögliche Transportwege berücksichtigen.

Meeresschutz trotz Meeresnutzung

Durch die Überfischung haben Quallen weniger Feinde und Nahrungskonkurrenten, sodass sich in manchen Regionen der Weltmeere ein sprungartiger Anstieg ihrer Populationen beobachten lässt. Diese sind nicht nur für Strandbesucher lästig, sondern können auch zu erheblichen wirtschaftlichen Schäden führen und das lokale Ökosystem beeinträchtigen. So können diese Quallenblüten beispielsweise wichtige Kühlwassersysteme verstopfen oder die örtlichen Fischbestände stark in ihrer Zahl und Reproduktion beeinträchtigen. Es stellt sich also die Frage, ob man durch die Nutzung dieser Ressource nicht nur andere Ressourcen schont, sondern auch einen positiven Einfluss auf regionale Küstenabschnitte erzielen kann.
So konnten wir, innerhalb des GoJelly-Projektes, die Kronenqualle (Periphylla periphylla) und die Lungenqualle (Rhizostoma pulmo) als potenzielle für die Kosmetik geeignete Art identifizieren. Sie kommen in den norwegischen Fjorden bzw. in der Adria vor, wo beide Arten in erhöhtem Maße auftreten und das Leben an der Küste beeinträchtigen.
Wir haben noch keine endgültigen Methoden und Rezepturen erarbeitet, sind aber nah an einer Lösung dran. Die Übertragung auf den industriellen Maßstab ist im Gange, qualifizierte Spezies und verlässliche Quellen werden diskutiert. Wir freuen uns, Euch über das laufende Projekt weiter zu informieren.

Bildnachweis:
Titel: Photo by Zachary Spears on Unsplash
Quallenbabys: Nikolas Linke

Weiterführende Infos:
Weitere Blogartikel zu Quallen, Kollagen in der Kosmetik und GoJelly
Zur Projekt-Website

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