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Norddeutsche Salzwiesen und tropische Garnelen

Salzwiese und Leuchtturm

Unsere Salzpflanzenkläranlage für die Aquakultur

Salzwiesen kennt man vom Wattenmeer. Vor dem Deich gibt es große Grasländereien, manchmal von Schafen beweidet, manchmal nicht. Alle werden von Zeit zu Zeit vom Meer überflutet und bieten deshalb nur solchen Pflanzen einen Lebensraum, die mit dem Salz aus dem Meerwasser zurechtkommen. Solche Pflanzen haben wir in eine Pflanzenkläranlage gepflanzt. Warum? Das ist eine weitere Geschichte aus der Blauen Bioökonomie und hat zu tun mit Kreislaufwirtschaft, mit leckeren tropischen Garnelen aus Aquakultur und mit norddeutschen Gerichten, die durch Meereskräuter ihren nordischen Küstengeschmack erhalten.

Landbasierte Aquakultur

Aber ich fange mal von vorne an. Aquakultur im Meer bringt für die Umwelt einige Probleme mit sich, Eutrophierung (Nährstoffüberlastung) durch Futterreste ist eines davon. Deshalb ist die landbasierte Aquakultur mit Meerwasser eine gute Idee. Fische oder Garnelen werden artgerecht unter sorgfältig kontrollierten Bedingungen gehalten und gut versorgt mit allem, was sie zum Gedeihen brauchen. Es können von außen keine Krankheiten und Schädlinge eindringen, so dass auch z. B. auf Medikamente verzichtet werden kann. Futterreste und Ausscheidungen der Tiere gelangen nicht ins Meer.

So der Plan. Allerdings sind Futterreste und Ausscheidungen auch für die Tiere in der Anlage schlecht und müssen aufwendig aus dem Wasser entfernt werden. Am einfachsten gelingt das in Durchflussanlagen. Der Zufluss ist an der Küste kein Problem. Eine Meerwasserleitung genügt. Aber wohin mit dem Abfluss? Zurück ins Meer ist ja keine Option.

Wiederverwertung von Abwässern

Bisher gibt es nur die Möglichkeit, die ganze Anlage in der Nähe eines Klärwerks zu bauen, damit das Abwasser fachgerecht behandelt werden kann. Bei einem genaueren Blick auf die Zusammensetzung des Abfluss-Wassers stellt man fest, dass es viel zu schade ist, um einfach als Abwasser entsorgt zu werden. Außer den Salzen aus dem Meer enthält es neben organischen Resten viele Nährsalze und ist eigentlich eine tolle Düngerlösung für Pflanzen.

Und jetzt kommen die Pflanzen ins Spiel, genauer gesagt die Salzwiesenpflanzen oder Halophyten. Sie kommen mit dem Salz zurecht und mit großen Mengen an Wasser, da sie an regelmäßige Überflutung angepasst sind.

Nährstoffe für exklusiven Gemüse-Genuss

Wir haben also eine Pflanzenkläranlage gebaut, die das salzige Abwasser aus einer Zuchtanlage für tropische Meeresgarnelen reinigen wird. Wir werden dort leckeren Meerkohl ziehen, zarte Strandasterblätter ernten und Röhrkohl stechen, wenn alles klappt. Alle diese Pflanzen werden traditionell in der Küche der Norddeutschen Küstenregionen als leckere Beilage verschiedener Gerichte verarbeitet. Leider wachsen die Pflanzen nur in den streng geschützten Salzwiesen, die zur besten Erntezeit nicht betreten werden dürfen, weil dann die Seevögel dort brüten. Der Meerkohl, den man an den Stränden der Ostsee entdecken kann, ist sogar eine gesetzlich geschützte Art und darf in der Natur überhaupt nicht geerntet werden. Die Küstenkräuter sind also ein sehr exklusiver Genuss.

Mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen, wenn ich an köstliche Garnelen mit Röhrkohl-Garnitur denke….

Nachahmer gesucht

Leider ist das Zukunftsmusik, denn die Garnelenzuchtanlage liegt natürlich aus den genannten Gründen in der Nähe eines Klärwerks. Die Garnelen selbst werden sorgfältig abgeschirmt in großen Hallen gezogen, die Pflanzenkläranlage ist jedoch draußen im Dunstkreis des Klärwerks, so dass wir dort kein Gemüse ernten möchten.

Aber wir wollen herausfinden, wie es geht, und ob die „inneren Werte“ des Gemüses stimmen. Später einmal soll es möglich sein, Aquakulturanlagen einfach an der Küste zu bauen und das Meer auch ohne Klärwerk vor zu vielen Nährstoffen zu schützen – und die Betreiber können dann neben Meerestieren auch gleich das Küstengemüse heranziehen!
Bis es soweit ist, besteht die Hoffnung, dass es gelingt, auf der Kieler Meeresfarm neben Muscheln und Algen auch Meereskräuter und Küstengemüse anzubauen. Dort läuft zeitgleich ein entsprechender Versuch. Auch an der Darß-Zingster Boddenkette werden unter der Schirmherrschaft der Küsten Union Deutschland auf schwimmenden Inseln Küstenkräuter angebaut. Aber das sind wieder neue Geschichten aus der Blauen Bioökonomie.

Wir von CRM haben natürlich nicht selbst die Pflanzenkläranlage gebaut. Dafür haben wir uns mit einem Spezialisten für Pflanzenkläranlagen, dem Ingenieurbüro N.A.T. aus Eckernförde zusammengetan. Auch die Pflanzen haben wir nicht aus den geschützten Salzwiesen entnommen. Sie wurden aus Samen herangezogen beim Bioland-Gartenbaubetrieb Tolksdorf & Beckers aus Kalübbe, der auf solche Sonderwünsche eingestellt ist.

Bildnachweis:
Martina Mühl

Weiterführende Informationen:
Das ganze Projekt heißt HaFF und wird von uns bei CRM koordiniert und wissenschaftlich begleitet.

Es ist Teil des vom BMBF-geförderten Innovationsraums der Blauen Bioökonomie „Bioökonomie auf Marinen Standorten „.

Unsere Partner sind u. a. N.A.T. aus Eckernförde, Tolksdorf & Beckers aus Kalübbe und die Förde Garnelen aus Strande.

 

2 Kommentare
  1. Sabine Wichelmann
    Sabine Wichelmann sagte:

    Liebe Martina,
    vielen Dank für deinen interessanten Beitrag. Ich kann mich gut an deinen Kurzvortrag zum Thema erinnern. Wie toll, dass es bei CRM weiterverfolgt wird!

    Antworten
    • Miriam Berwanger
      Miriam Berwanger sagte:

      Liebe Sabine,
      da Martina gerade nicht im Haus ist, melde ich mich an ihrer Stelle – danke für das nette Feedback!
      Viele Grüße aus Holtenau 🙂

      Antworten

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