Jodverbindungen aus Meeresalgen beeinflussen das Küstenklima

Kelp am Strand

Braunalgen (auch „Tange“, „Kelp“ oder „Kombu“ genannt) sind bekannt dafür, dass sie hohe Mengen an Jodid aus dem Meerwasser aufnehmen und speichern können. Lange Zeit hat man sich gefragt, wozu diese hohen Mengen dienen. Wir haben ein paar Antworten aus der Wissenschaft gefunden…

Seit 2001 hat der Biologe Dr. Frithjof Küpper an der Universität Konstanz und später an der Universität Manchester geforscht und herausgefunden, dass die Algen bei Stress – wie zum Beispiel hoher Sonneneinstrahlung, Austrocknung oder Ozonbelastung bei Niedrigwasser – flüchtige Jodverbindungen an die Umgebung abgeben.

Schon früher war Forschern aufgefallen, dass in der Luft über großen Braunalgenwäldern, wie sie zum Beispiel vor Helgoland oder den westlichen Küsten Norwegens und Großbritanniens vorkommen, besonders hohe Konzentrationen an Jodoxiden und flüchtigen Jodwasserstoffen (z. B. Methyljodid) gemessen werden können.

Diese flüchtigen Jodverbindungen (z. B. Jodmonoxid) wirken als Kondensationskeime, an denen sich Wassermoleküle anlagern, so dass sich feinste Wassertröpfchen bilden. Daher ist es über den trocken liegenden Algenwäldern meist diesig. Die auf diese Art entstehenden Wolken sind optisch heller und reflektieren damit mehr Sonnenlicht.

Die Jodausdünstungen gestresster Algen kann man riechen.

Man kann diese Verbindungen sogar riechen, denn sie haben einen ganz spezifischen Geruch, den man häufig mit Strandbesuchen verbindet. Dieser „Algengeruch“ ist es unter anderem, der die Seeluft so gesund für Menschen mit Lungenerkrankungen macht.

Algen schützen sich durch Jodabgabe

Doch die Algen erzeugen bei Ebbe nicht nur ihren eigenen „Sonnenschirm“, sondern sie verteidigen sich auch durch Jodabgabe an das umgebende Meerwasser gegen Krankheitserreger. Dies ist quasi eine Art von Entzündungsreaktion.

Durch die Abgabe von Jodverbindungen an die Atmosphäre spielen Tange eine wichtige Rolle im globalen biogeochemischen Kreislauf und beim Abbau des bodennahen Ozons. Solche Stoffkreisläufe sind die Voraussetzung für alle Lebensvorgänge auf der Erde und die Entstehung spezieller Ökosysteme.

 

Weiterführende Artikel:
Fachbeitrag auf Bioökonomie BW
Gestresste Algen fördern Wolkenbildung

Literatur:
Küpper FC et al. (2008): „Iodide accumulation provides kelp with an inorganic antioxidant impacting atmospheric chemistry“. PNAS (USA) 105: 6954-6958

Bildquellen:
Titelbild von alegris auf Pixabay.com
Jod kann man riechen: Loreen Fischer, oceanBASIS GmbH

 

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